Matcha – grünes Superfood

Ich liebe meine morgendliche Routine, denn sie beginnt immer mit einer Schale Matcha-Tees. Matcha ist feingemahlenes Pulver aus grünen Teeblättern und steckt voller Superpower. Er hilft mir auf gesunde Weise wach und leistungsfähig zu sein. Auch meine Konzentrationsfähigkeit, die ich während eines Sprechstundentages benötige, ist nach dem Genuss von Matcha deutlich besser.

Aller Anfang ist schwer

Ich erinnere mich noch gut an meine erste Schale Matcha, denn sie hat mir damals leider nicht geschmeckt. Während meiner Schulzeit jobbte ich als Babysitterin in einer deutsch-japanischen Familie und eines Tages fragte mich die Mutter Masami, ob ich auch mal einen grünen Tee probieren wollte. In meiner jugendlichen Naivität erwartete ich die übliche Tasse mit Teebeutel. Grüner Tee klang schon mal interessant, denn bisher gehörte ich eher zu den Pfefferminztee-Trinkern. Aber was dann kam war etwas komplett anderes.

Ich sah bei der faszinierenden Art der Zubereitung zu und der kleine Bambusbesen, mit dem sie die Flüssigkeit in einer Schale aufschlug, faszinierte mich dabei am meisten, denn er sah so filigran aus. Dann nahm ich die Schale in die Hand und mir gefiel die Haptik, das Handgefühl dieser getöpferten Schale mit angenehm warmen Inhalt. Die grasgrüne Farbe gefiel mir auch, einzig der Geruch ließ nichts Gutes erahnen. Nun, ich war ja schon einige Besonderheiten aus der japanischen Küche gewöhnt. Die kleinen japanischen Fisch-Cracker, als Knabber-Spaß für die Kinder, konnte ich bis dahin immer erfolgreich abwehren, aber den Tee wollte ich nun doch mal gerne probieren. Ich nahm den ersten Schluck und erstarrte innerlich, denn all meine ureigensten Instinkte schienen in Alarmmodus versetzt worden zu sein. Es schmeckte so bitter und war so intensiv, dass ich im ersten Moment dachte etwas grasgrün Giftiges zu trinken. Nun, ich wollte ja nicht unhöflich sein und trank den Matcha so gut es ging. Doch Masami bemerkte mein Unwohlsein, denn ich bekam leider nie wieder einen Matcha von ihr angeboten.

Ich denke, heute wäre sie stolz auf mich und ich merke gerade, wie positiv mich diese Jahre mit Masami geprägt haben, denn sie eröffnete mir Einblicke in eine völlig andere Kultur und sie unterstützte meine Liebe für Bücher.

Grünes Pulver mit geheimen Kräften?

Doch wie konnte dieses grüne Pulver viele Jahre später doch noch mein Herz erobern? Während meiner Ausbildung zur Ernährungsmedizinerin begann ich mich mit den gesundheitlichen Vorteilen der Superfoods zu beschäftigen. Dabei stolperte ich immer wieder über das Grüntee-Pulver und ich erinnerte mich an den filigranen Bambusbesen.

Beeindruckt hat mich der ORAC-Wert des grünen Tees. ORAC steht für Oxygen Radical Absorption Capacity und bezeichnet die antioxidative Fähigkeit von Naturstoffen und wird in µmol TE/100 g (Mikro Mol Trolox Equivalent pro 100 Gramm) angegeben. Ein Trolox Equivalent entspricht dabei dem Vitamin E Standard, also der Reaktionsgeschwindigkeit von Vitamin E. Je höher der ORAC Wert ist, desto stärker ist die antioxidative Kapazität.

Ein ORAC-Wert von >10.000 µmol TE/100 g gilt dabei als hoch und Nahrungsmittel mit Werten > 100.000 µmol TE/100 g gelten als “Super-Oxidantien”. Die Empfehlung zur täglichen Grundversorgung liegt bei ca. 5.000 ORAC-Einheiten (Quelle: Tuffs University, USA).

Der ORAC-WErt von Matcha liegt bei 157.300 µmol TE/100 g. Zum Vergleich Acai-Beeren liegen bei 6.000 µmol TE/100 g, Brokkoli bei 3.100 µmol TE/100 g und dunkle Schokolade bei immerhin 22.700 µmol TE/100 g.

Wie man sieht ist Matcha also ein echtes Antioxidans-Schwergewicht und für mich natürlich sehr interessant. Es dauerte danach also nicht lange und ich erstand mein erstes Matcha-Set bestehend aus Schale, Bambusbesen, Bambuslöffel und einer Dose Matcha ausgerechnet in einer Apotheke. Für mich ein sehr passender Umstand.

Herkunft des Matcha-Tees

Die immergrüne Teepflanze Camellia sinensis stammt ursprünglich aus China und gelang erst im 12. Jahrhundert nach Japan. Die buddhistischen Mönche tranken Matcha, um länger und intensiver meditieren zu können. Im 16 Jahrhundert entwickelte sich dann die traditionelle Tee-Zeremonie. Sie ist eine Art “ritualisierte Auszeit” und in Japan ein Zeichen für Bildung und kultivierte Lebensart, sofern man sie denn korrekt durchführt. Der qualitativ beste Matcha Tee kommt aus Japan, aber leider wird nur ein kleiner Bruchteil der Produktion exportiert und es gibt nur wenige qualifizierte Teeanbau-Familien.

Matcha hat in den letzten Jahren eine weite Verbreitung gefunden und das nicht nur als Tee, sondern auch in der Küche zum Kochen, Backen etc. Das Internet ist voll mit Rezepten für Smoothies, Shakes, Desserts und Kuchenvariationen und eine Suche lohnt sich.

Wichtig ist die Qualität

Der Preis für Matcha liegt meist deutlich über dem von Schwarz-Tee, da hier der Produktionsprozess etwas aufwendiger ist. Bevor die Teestrauchblätter geerntet werden können, werden die Sträucher mit schwarzen Netzen beschattet, damit sich bestimmte Inhaltsstoffe anreichern können. Das Ergebnis ist die hellgrüne Farbe durch den höheren Gehalt an Chlorophyll. Außerdem steigt der Gehalt an Theanin und Teein. Die Blätter werden nach dem Pflücken mit Wasserdampf behandelt und anschließend getrocknet. Danach werden die zarten Blätter zu feinem Pulver gemahlen. Ich würde immer beim Kauf auf Bio-Qualität achten, auch wenn man dann ein wenig mehr bezahlt. Die Preise für guten Matcha aus Japan variieren zwischen 20 und 50 Euro für 30 Gramm Tee. Aber man verwendet ja immer nur wenig Pulver und daher kommt man auch lange aus.

Auf die Inhaltsstoffe kommt es an

Das Besondere an Matcha ist sein anregender Effekt, der munter macht, aber weder hyperaktiv noch nervös. Dieser Effekt hält auch deutlich länger an als bei Kaffee. Bei Kaffee ist es oft ein abruptes Aufrütteln und die Wirkung läßt meist nach 30 min wieder nach und man greift zur nächsten Tasse Kaffee. Bei Matcha hält dieser anregende Effekt aber über Stunden an und entspannt dabei gleichzeitig. Ursächlich ist die Kombination von Teein mit L-Theanin (Aminosäure) und dem Gerbstoff Tannin. Matcha ist somit eine ideale Antistress-Maßnahme ohne die Nachteile des Kaffees.

Verantwortlich für die gesundheitlichen Effekte scheint ein Inhaltsstoff zu sein, das EGCG (Epigallocatechingallat), das ungefähr ein Drittel der Trockenmasse ausmacht. Es wurde mittlerweile in vielen Studien erforscht, aber es ist noch unklar, ob das EGCG allein wirksam ist, oder möglicherweise Wechselwirkungen mit den vielen anderen Inhaltsstoffen des Grüntees vorliegen. Es liefen insbesondere Studien bei neurodegenerativen Erkrankungen, wie Morbus Alzheimer und Chorea Huntington und Multipler Sklerose.

Durch seinen hohen Gehalt an Koffein ist er ein echter Muntermacher, kann beim Abnehmen helfen und bei regelmäßigem Genuss auch die Entstehung von Krankheiten verhindern. Doch leider fehlen bisher qualitativ hochwertige Studien zum Matcha. Da es aber eine große Menge an Studien zur gesundheitsfördernden Wirkung des Grüntees gibt, ist man geneigt, die Wirkungen auch auf den Matcha zu übertragen. Aber es gibt auch einen großen Unterschied. Bei Grün-Tee handelt es sich um einen Tee-Aufguss, die getrockneten Teeblätter, sei es lose oder im Teebeutel werden nach der Ziehzeit wieder aus der Flüssigkeit entfernt. Beim Matcha ist es anders, denn hier wird der gemahlene Tee ganz konsumiert, daher ist der Anteil der Inhaltsstoffe um ein Vielfaches höher als bei gewöhnlichem Grün-Tee.

Ich benutze Matcha sehr gerne auch im Rahmen meines Intervallfastens. Da ich dann morgens nicht frühstücke, genieße ich nur eine Schale Matcha und mein Hunger ist vertrieben. Hilfreich sind dabei auch die vielen Bitterstoffe im Tee.

Wie bereite ich Matcha zu?

Möchtest Du den Matcha-Tee traditionell zubereiten, gehe folgendermaßen vor:

  1. Anwärmen der Teeschale

Teeschale und Bambusbesen zuerst mit einer ausreichenden Menge an kochend heißem Wasser übergießen. Dies dient der Desinfektion und zum Anwärmen der Schale.

2. Matchapulver anrühren

Gebe dann ein Gramm Matcha-Pulver in die Teeschale (anfangs kannst du auch mit 1/2 TL beginnen) und gieße etwa 10 ml heißes Wasser dazu. Ideal ist eine Wassertemperatur von 80°C Grad. Danach mit dem Bambusbesen rühren, bis sich das Pulver etwas im Wasser aufgelöst hat und ein Teebrei entstanden ist.

3. Matcha-Tee aufschäumen “Chasen”

Nun das Ganze mit ca. 80 ml heißem Wasser (80°C) aufgießen. Danach den Tee mit dem Bambusbesen etwa 15 Sekunden aufschäumen, damit sich das spezielle Matcha Aroma entfaltet. Dazu bewegst Du den Bambusbesen locker aus dem Handgelenk und folgst dabei dem Buchstaben „W“. Rühre so lange, bis sich ein mit Luft angereicherter Schaum gebildet hat. Dein Matcha ist nun direkt nach dem Aufschäumen trinkfertig.

Nun, gönne dir auch mal eine kleine “ritualisierte Auszeit” oder schau Dir mein Rezept für einen Matcha Latte https://womenshealthucate.de/matcha-latte/an.

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